Mittwoch, 12. November 2014
vielviel erlebt...
Seit dem letzten Eintrag ist nun schon sehr viel Zeit vergangen, da ich - wie auch in Deutschland - ziemlich viel Freizeitstress hatte.
Seit dem letzten Eintrag kann ich nun wirklich sagen, dass ich in Mexiko angekommen bin... Habe mich richtig eingearbeitet und natürlich viel unternommen, unter anderem auch meine erste kleinere Reise gemacht.
Aber um nicht ganz durcheinander zu erzählen, werde ich jetzt versuchen chronologisch meine Erlebnisse Revue passieren zu lassen...

Bei Melanie, eine Freundin und Mitfreiwillige, mit der ich viel unternehme, haben wir an einem Sonntag Kartoffelknödel, mit Kraut, Würstchen und Karottensoße für ihre Familie und noch andere Frewillige gemacht. Wir sind 3 Stunden in der Küche gestanden, um 12 Personen zu bekochen. So lecker sie auch waren, reicht es mir erst einmal mit Knödeln für die nächste Zeit :D

An einem Sonntag waren Marie und Melanie und ich zum Essen bei einem schon etwas älteren Künstler eingeladen, dessen Kunstausstellung wir unter der Woche besucht hatten. Wir wussten - wie so oft – nicht, was uns erwartet. Im Endeffekt hatten zwei Studenten, die bei ihm wohnen, für uns gekocht, wir haben viel erzählt und nach Kaffee und Kuchen, sind wir dann noch ein bisschen in die Stadt.
Auch habe ich schon die „Lucha libre“ im Stadion live erlebt. Das sind Showkämpfe mit lustigen Masken, Ledermäntel und Lackstiefeln, die die Fans lautstark mit Beleidigungen anfeuern. Mitten im Fanblock haben wir die Show, aber vor allem die grandiosen Outfits der Kämpfer genossen :D

Am 24. Oktober war dann endlich, nach monatelangem Zählen der 34. Geburtstag von meinem Gastbruder German. Sonntags war hier im Haus dann große Fiesta, da habe ich dann auch das erste Mal die Familie kennengelernt, zumindest der in Puebla lebende Teil.
Auf die Nacht zum Sonnatg hat Silvia dann das Essen in riesigen Töpfen vorbereitet. Auf Wunsch von Ger gab es Gemüsesuppe, Reis und „Mole Poblano“, eine Art Soße, eine Spezialität aus Puebla; hauptsächlich bestehend aus ganz vielen verschiedenen Chilies, Schokolade und Hühnchen. Und natürlich noch eine große Geburtstagstorte, in die das Geburtstagskind traditionell mit dem Gesicht hineingedrückt wird.
Nach dem Essen kam dann noch ein „Cantante“, der für uns typisch mexikanische Musik gespielt hat.
Nach der Fiesta habe ich dann besonders die Spülmaschine vermisst...


Und auch in der Arbeit hat sich natürlich einiges getan und entwickelt...Mittlerweile bin ich wirklich gut eingearbeitet, sodass mich „maestra“ Andrea auch oft mit den Schülern alleine lässt, ich ihnen Aufgaben verteile und ihnen ihr Material gebe oder vorbereite. Und auch merke ich, wie sie sich an mich gewöhnt haben. So ist eine immer ganz beleidigt mit mir, wenn ich vergessen haben ihr nochmal extra „Hallo“ zu sagen und eine andere knuddelt mich immer ganz feste und bringt mir kleine Überraschungen mit. Auch gefällt mir im Allgemeinen die lockere Atmosphäre in der Fundacion, da wir uns das Arbeiten mit Musik hören und vielen Späßen erleichtern.

Hier einmal ein Bild von unseren Pinatas, die uns nun schon zwei Monate beschäftigen.



Am 30. Oktober machten wir anlässlich Halloween eine Fiesta in der Fundacion.



Alle sind verkleidet gekommen, es gab ein Puppentheater und Tamales (ein in Maisblätter eingewickelter Teig aus Maismehl, der gekocht wurde. Gibt es in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen) und Schokoladen-Atole (schmeckt wie flüssiger Schokopudding). Nach dem Essen wurde dann getanzt :)

In der vergangenen Woche wurde ich eigentlich jeden Tag von meinen Arbeitskolleginnen zu einem Brötchen mit Mole oder Tamales oder einem Kaffee eingeladen, sind alle echt nett und tratschen gerne :D
Letzten Freitag hat dann eine Freiwillige, Alejandra, eine Geburtstagsfeier organisiert für alle, die 40 + sind. Es gab Sandwiches, Nudelsalat und Schokokuchen und jede Menge Süßigkeiten. Hier gibt es wirklich immer einen (oder wie an diesem Tag eigentlich keinen) Grund zu feiern.




Am 1./2. November ist der „Dia de los muertos“. Das ist ein Feiertag anlässlich der Verstorbenen und wie so ziemlich jeder Anlass wird auch das groß gefeiert. Nach Weihnachten ist das für die meisten Mexikaner der zweitwichtigste Feiertag im Jahr. Sie bauen kleine Altäre in ihren Häusern auf, die vor allem mit Früchten, aber auch mit fertigen Gerichten, Blumen, Kerzen und dem, was dem Verstorbenen oder ihnen selbst wichtig ist,geschmückt sind.
Dahinter steht die Vorstellung, dass die Toten an diesem Tag auf die Erde kommen und gemeinsam mit ihnen essen. Nachdem sie gegangen sind, haben die Speisen auf ihren Altären dann keinen Geschmack mehr, da sie ihn mit sich genommen haben.
In ganz Mexiko wird dieser Feiertag ein bisschen anders gefeiert, da jede Region ihre eigenen Traditionen hat. Ein gemeinsamer Brauch ist es aber das Pantheon, den Friedhof, zu besuchen und die Gräber der verstorbenen Familienangehörige und Freunde zu schmücken und für sie zu beten.
Außerdem gibt es zahlrreiche „ofrendas“- Ausstellungen mit riesigen Altären, bunt bemalten Totenköpfen und „Catrinas“ - Skelette mit schönen Kleidern, die den schönen Tod versinnbildlichen.







In den Straßen duftet es nach „pan de los muertos“, das extra für dieses Fest gebacken wird und leider auch nur zu dieser Zeit gibt, ist nämlich wirklich lecker.


Pan de los muertos


Anlässlich dieses besonderen Feiertages hatten wir Lust eine kleine Reise zu unternehmen und Marie hat den Tip von einer Arbeitskollegin bekommen, nach Veracruz in ein Dorf zu fahren, das bekannt ist für seine unzähligen Catrinas und seine Fiesta zum Dia de los Muertos.
Also haben Marie, Melanie und ich bei Jonathan übernachtet und sind gemeinsam Samstags morgens an den außerhalb gelegenen Busbahnhof gefahren. Dort ist noch Melanies Freund Eder zu uns gestoßen
Circa drei Stunden waren wir unterwegs nach Xalapa, der Hauptstadt von Veracruz. Nachdem wir in unserem Hostel eingecheckt hatten, sind wir mit einem Bus eine weitere Stunde in das Bergdorf Naolinco gefahren.



Und die Reise hat sich wirklich gelohnt! Im ganzen Dorf waren in den kleinen Straßen Szenen mit Catrinas dargestellt aus dem alltäglichen mexikanischen Leben.





oder auch einfach Fantasiefiguren :)

Als wir uns dann (leider) für ein Restaurant entschieden haben, haben wir quasi den ganzen Mittag dort verbracht, weil wir die mexikanische Zubereitungszeit für Pommes unterschätzt haben.. wir hatten schon alle aufgegessen, hat Marie nämlich immer noch auf ihre Pommes gewartet und nach mehrmaligem Nachfragen wurde uns immer wieder versichert sie seien bereits in der Fritteuse... nachdem wir nach Stunden endlich das Restaurant verlassen konnten, war es schon dämmrig. Aber die mit Kerzenschein beleuchteten Altäre waren jetzt noch zehnmal schöner!
Am Marktplatz hatten sich verkleidete Jugendliche versammelt, die einen Umzug veranstaltet haben zu ihrer Schule. Sie haben eine wirklich schöne Ausstellung in ihrem Schulhof vorbereitet. Auch sie haben Szenen aus dem mexikanische Alltag mit Catrinas dargestellt, aber auch mit elektrischen Effekten und Lichtern ausgestattet.
Danach sind wir wieder mit dem Bus zurück nach Xalapa gefahren.
Am nächsten Tag haben wir die Stadt ein bisschen erkundet, die und als Hauptstadt von Veracruz sehr sehr ruhig vorkam, vielleicht auch weil Feiertag war, aber es kam uns teilweise schon fast gespenstisch vor... Um 5 ging dann unser Bus auch schon wieder zurück nach Puebla und um 10 nachts bin ich schließlich ziemlich erschöpft nach Hause gekommen.

Vergangenes Wochenende war ich Samstag morgens das zweite Mal hier Tennis spielen. Es war ein wirklich tolles Gefühl nach so langer Zeit wieder einen Schläger in der Hand zu haben :)
Sonntags sind Marie und ich gemeinsam mit Melanie und ihrer Familie nach Tlaxcala, einer der kleinsten Bundesstaaten Mexikos gefahren. In der Hauptstadt, die ebenfalls Tlaxcala heißt, war eine Feria, eine Art Kirmes, mit Fahrgeschäften, Livemusik und verschiedenen Aufführungen, Tierschau und natürlich vielviel Essen :D
Und wir hatten das Glück eine Aufführung von den berühmten „voladores“ zu sehen. Das sind Männer in Trachten, die einen 30 Meter hohen Pfahl bestiegen. Auf dessen Spitze befindet sich eine sich drehbare Plattform.
Vier Männer lassen sich von da aus drehend hinabgleiten und das nur an ihren Füßen gefesselt.
Ein Fünfter sitzt währenddessen oben auf der Plattform und begleitet das Spektakel mit einer Trommel und Flöte.
Die Tradition, die ursprünglich aus Papantla stammt, ist mittlerweile aber in mehreren Regionen verbreitet und wird zu bestimmten Festen aufgeführt. Sie ist schon über 1400 Jahre alt und wurde von der UNESCO zum immateriellem Weltkulturerbe ernannt. War wirklich schön anzusehen :)






Heute habe ich dann mit Marie und Melanie unsere nächste Reise geplant. Da Montag der 17. ein Brückentag ist, werden wir über das verlängerte Wochenende nach Cuetzalan fahren. Das ist eine kleine Bergstadt in der Sierra Norte, im Norden Pueblas, von denen schon viele geschwärmt haben. Ich freue mich schon riesig darauf und werde, wenn wir zurück sind, natürlich berichten.

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Dienstag, 7. Oktober 2014
Video Puebla
Einer von uns Freiwilligen -Alex- war ein bisschen kreativ und hat ein Video über unsere Ankunft und unsere ersten Tage in Puebla gedreht. Find es ganz schön und will es euch nicht vorenthalten. Viel Spaß beim Schauen ;)

http://youtu.be/bpwi7WOjCOg

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Montag, 6. Oktober 2014
cultura y naturaleza
Jetzt ist schon mein erster Monat hier vorbei. – Stadt, Sprache, Kultur, Wetter, Arbeit - sehr viel neue Dinge sind hier auf mich zugekommen und wirklich verrückt, wie man sich nur in einem Monat an ein ganz anderes Leben gewöhnt...
Meine letzte Woche war ganz schön, mit jedem Tag lerne ich mehr über die Menschen in der Fundacion und arbeite mich mehr ein. Auch verstehe ich immer besser, was einzelne brauchen oder wie ich am besten mit ihnen spreche und ihnen helfen kann.
Am Donnerstag habe ich dann endlich mein Visum abholen können, nach meinem 4. Besuch und einigen Komplikationen, war ich sehr erleichtert in Zukunft nicht noch mehr Zeit in der Migrationsbehörde verbringen zu müssen.
Am Freitag habe ich mich nach der Arbeit mit einer Freundin verabredet, die ihren "servicio social" in der Fundacion leiset. Der „servicio social“ ist für die Studenten in Mexiko obligatorisch und dauert 6 Monate, in denen sie in einer sozialen Einrichtung neben der Uni drei mal die Woche für ca. 3 Stunden helfen. Daher arbeiten in der Fundacion immer vormittags abwechselnd 5 Studenten.
Jedfalls haben wir uns in ihrer Uni in Cholula getroffen, haben Café getrunken und danach ein Frauenbasketballspiel angeschaut.

Samstag morgen hatten wir dann ein Treffen bei unserem Koordinator Reinhart. Wir Freiwilligen werden uns jeden Monat einmal dort treffen, um uns auszutauschen und mögliche Probleme und Sorgen zu besprechen. Angefangen haben wir dann mit einem langen Gesprächskreis über Arbeit und unsere Gastfamilien. Bisher gab es noch keine größeren Probleme, wir sind glücklicherweise alle sehr zufrieden, sowohl in unseren Einsatzstellen, als auch in unseren Gastfamilien.

Zum Mittagessen sind wir dann gemeinsam nach Cholula in die Innenstadt in eine „Pozoleria“ gefahren. „Pozole“ ist eine Maissuppe, die es in ganz verschiedenen Varianten gibt, dazu isst man Zwiebeln, Salat, Limette, Chilie und Oregano. Danach hatten wir noch Zeit auf eigene Faust die Kirche zu besichtigen, die sich auf den Pyramiden von Cholula befindet und hatten von dort oben einen einmaligen Blick auf ganz Cholula und Puebla.

Aussicht Cholula



Wieder bei Reinhart zuhause hat jeder von uns eine Sehenswürdigkeit in Puebla oder Cholula auf spanisch präsentiert. Ich habe mich für eine sehr schöne Kapelle in Puebla entschieden, die „Sanctuario de Nuestra Señora de Guadalupe“

Sanctuario de Nuestra Senora de Guadalupe

Der heiligen Jungfrau von Guadalupe ist hier in quasi jeder Stadt mindestens eine Kapelle gewidmet, weil sie die Schutzpatronin von ganz Mexiko ist. Die Menschen hier sind sehr religiös und vor allem der Marienkult ist stark ausgeprägt. Alle Busfahrer haben mindestens ein Marienbild und ein Kreuz über ihrem Fahrersitz und auch meine Gastmama hat mir schon Bilder von ihrem Weihnachtsfest von letztem Jahr gezeigt, wo neben dem voll behängten Plastiktannenbaum eine zwei Meter große Marienstatue aufgebaut war.

Nachdem wir uns dann gegenseitig über die Schönheiten unserer neuen Heimat informiert haben, hat die "Jury", bestehend aus Reinharts Sohn und zwei Freunden von ihm, die drei besten Präsentationen gekürt. Und ich habe tatsächlich mit meinem holprigen Spanisch typisch poblanische Süßigkeiten gewonnen :D (die leider niemandem von uns zusagen)
Schließlich haben wir den Abend in den Bars in Cholula ausklingen lassen.
Am nächsten morgen sind wir schon um halb 8 wieder aufgestanden, weil wir einen Tagestrip nach „Huehuetlan“ geplant hatten. Nach mexikansichem Frühstück mit "Tamales" -in Maisblätter eingewickelter Maisbrei mit verschiedenen Salsas oder aber auch süß- und zwei Stunden teils sehr abenteuerlicher Fahrt durch einen Bach und auf schlechten Wegen mit großen Steinen, waren wir endlich da und konnten unsere Wanderung zu den „Cascadas“ - den Wasserfällen von Huehuetlan – beginnen.
Den Weg haben wir uns selbst gebahnt über große Wurzeln und Wasserläufe.



Ganz egal wie weit wir uns entfernten, überall sind uns Hunde begegnet und haben uns ein Stückchen begleitet.





oder auch andere Tiere...
An den Wasserfällen haben wir dann gebadet und Sandwichs gegessen. Wirklich super schön dort!

Cascadas

Auf dem Heimweg hatten wir nochmal eine tollen Blick auf das Umland von Puebla und sind dann als kleine Abkürzung mit der Fähre über einen See gefahren.



Ein wirklich sehr schönes Wochenende! Hab endlich mal ein bisschen die Natur entdecken können. Nach einem Monat Großstadt war das eine sehr willkommene Abwechslung.

Hoffe ich werde noch öfters die Gelegenheit haben Mexikos bunte Vielseitig kennenzulernen :)

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