Mittwoch, 4. März 2015
Halbzeit
Für mich fast unfassbar, aber die Hälfte von meinem Jahr in Mexiko ist nun schon vorbei.
Ich dachte ich hätte mich an meine verrückte Zeitwahrnehmung hier in Mexiko gewöhnt. Aber dass dieses Jahr wie im Flug vorbeigeht, nimmt man erst dann wahr, wenn es schon vorbeigeflogen ist.

Nach unserer Reise nach Oaxaca war mein erster Arbeitstag der 7. Januar, da der 6. Januar wie in Deutschland ein Feiertag ist. Auch die Mexikaner feiern die „reyes magos“, die Heiligen drei Könige. Traditionell gibt es „rosca“ einen Hefekranz, in dem kleine Plastikjesuskindchen stecken. Jeder schneidet sich ein Stück ab und diejenigen die ein Kindchen in ihrem Stück haben, müssen -so verlangt es der Brauch- am 2. Februar Tamales und Atole spendieren.
In meiner Arbeit habe ich dann mit einem deutschen Hefeschneckenrezept einen „rosca“ für die Schüler der Microindustria gebacken. Alle waren sehr begeistert und meine Kollegen haben jetzt alle ein deutsches Hefeteigrezept, weil hier niemand weiß wie man mit Hefe backt.

Auch mit meiner Familie habe ich einen Rosca gegessen und hatte ich ein Kindchen in meinem Stück. Am 2. Februar habe ich es dann natürlich eingelöst und habe uns zum Frühstück Tamales auf der Starße gekauft und Atole (schmeckt wie flüssiger Pudding) gekocht.


An einem Wochenende hat ein Freund Marie und mich mit dem Auto mit nach Mexiko-Stadt genommen und dort haben wir uns mit Lukas, einem Freund aus Toluca und Ronja, einer ehemaligen Freiwilligen, getroffen. Bei unserem zweiten Besuch in Mexiko-Stadt konnten wir noch ein paar mehr Eindrücke von dieser unglaublich riesigen Stadt sammeln.



Zocalo

Z.B. waren wir am Abend als es schon dunkel war auf dem „torre latinoamericana“, ein Hochhaus mit Aussichtsturm, von dem aus man natürlich immer noch nicht ganz Mexiko-City sehen kann, aber zumindest unzählige Lichter, Straßen, Autos... und man aufs Neue feststellt, wie gewaltig die Ausmaße dieser Stadt sind.




Palacio de Bellas Artes


Den Sonntag haben wir fast vollständig in dem schönen Künstlerviertel Coyoacan verbracht, das wir schon von unserem vorherigen Besuch kannten.

Am Montag dem 26. Januar war dann auch schon mein Geburtstag.
Am Wochenende vorher war ich mit Silvia für eine kleine Fiesta einkaufen und Sonntags haben wir dann auch schon alles für den nächsten Tag vorbereitet. Marie ist gekommen, um mir zu helfen. Wir haben vegetarische Paella gekocht, dazu gab es eine Mango-Habanero-Salsa und Karottensalat.
Um 17 Uhr sonntags hat mir dann Marie als erste schon gratuliert und mich mit 19 kleinen Törtchen überrascht, da zu dieser Uhrzeit in Deutschland schon mein Geburtstag wäre. Das war sehr toll sich sozusagen zweimal feiern zu lassen :D



Am nächsten Morgen haben mir Silvia und German gratuliert und einen Schal geschenkt.
In der Fundacion hat mir meine Chefin die restlichen Zutaten für einen Zucchinikuchen mit Mamas Rezept besorgt und so habe ich die dreifache Menge für meine Schüler in der Microindustria und dann noch für meine Feier zu Hause gebacken.





Sogar manche meiner Schüler haben mir kleine Geschenke gemacht und meine Kolleginnen haben Tacos gekocht, die wir dann zusammen gegessen haben.
Silvia hat mich und German an diesem Tag mit dem Auto abgeholt, sodass ich meine Geschenke und die Kuchen leicht transportieren konnte.
Zuhause angekommen, sind auch schon gleich die ersten Gäste gekommen.
Da ich gesagt habe, sie können kommen, sobald sie aus haben, sind alle nach und nach gekommen und wir haben als dann die Mehrheit der Gäste da war gemeinsam gegessen.


Melanie hat mir ein Herz aus Hefezopf gebacken :)



Zum Abschluss hat uns German noch seine Gitarre geliehen und wir haben noch ein bisschen gesungen.
Es war ein sehr anderer Geburtstag, da abgesehen von mir, keine einzige Person dabei war, die an meinen vorherigen Geburtstagen dabei war, wie Familie und alten Freunde.
Und trotz der Tatsache, dass ich natürlich auch gerne mit meinen Lieben in Deutschland gefeiert hätte, konnte ich den Tag in vollen Zügen genießen und denke, dass er mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.


Das Wochenende nach meinem Geburtstag hatte ich dann gemeinsam mit meiner mexikanischen Familie und zwei Freundinnen eine Tour zu den „Mariposas Monarca“ geplant, das sind Schmetterlingsschwärme, die in den Monaten Januar bis März von Kanada kommen und in Mexiko in einigen wenigen Stellen Rast machen, bevor sie dann weiter in den Süden ziehen.
Mit meiner Familie, Marie und Lena, haben wir uns dann Samstag morgens um 6 im Zentrum in einem Reisebus auf dem Weg zu den Schmetterlingen gemacht. Wir sind durch einen Wald nach oben gewandert.



Und was uns dort erwartet hat, ist kaum in Worte zu fassen...









Solch ein Naturwunder habe ich noch nie gesehen.

Danach sind wir dann nach Valle de Bravo gefahren. Ein Ort im Staat Mexiko, der vor allem bei den Einwohnern Mexiko-Citys als Ferienort beliebt ist.



Am nächsten Tag haben wir eine kleine Bootstour auf dem See San Miguel gemacht, der in mitten des Tales liegt. Wieder m Festland angekommen sind wir in ein Dörfchen gefahren, dass fast ausschließlich aus Verkaufsständen, vor allem aus Schuhen, besteht. Dort haben wir den restlichen Sonntag verbracht, bevor wir dann nachts wieder zurück nach Puebla gekommen sind.

Im Februar gibt es auch in Veracruz Karneval und ich hatte mit einer Freundin überlegt für ein Wochenende dort hinzufahren und es uns das Spektakel mal auf mexikanisch anzuschauen. Da wir aber nur einen Tag hatten und sich der Weg dann nicht gelohnt hätte, haben wir uns entschieden nach Huejotzingo, einem Nachbarort Pueblas zu fahren, der auch berühmt ist für seinen Karneval. In einem Straßenumzug spielen die Menschen den Bürgerkrieg nach, in den Franzosen, Türken und Mexikaner verwickelt waren. Die Mexikaner haben Masken auf und imitieren die Franzosen nach. Die sogenannten „Huehuets“, die mexikansichen Kämpfer, haben alle Pulvergewehre und veranstalten einen riesigen Lärm und Gestank damit. Sogar schon die Kinder hatten kleine Gewehre dabei.
Die Kostüme waren wirklich schön. Aber der Lärm war mit der Zeit recht anstrengend und auch die Pferde haben uns sehr leid getan.
Nachdem der Umzug dann nochmal von vorne angefangen hat, aus welchem Grund auch immer, haben wir uns dazu entschieden, heimzufahren.
Unser Resümee war letztendlich, dass es ganz interessant war diese Inszenierung zu sehen, wir es aber nicht unbedingt wiederholen würden, da es doch recht brutal zugeht.





Weil nun schon die Hälfte unseres Dienstes hier vorbei ist, hatten wir unser Zwischenseminar, bei dem wir alle Freiwilligen uns mit unserem Koordinator und seiner Frau für eine Woche getroffen haben, um über bisheriges und zukünftiges zu sprechen. Dazu sind wir für 5 Tage nach Metepec gefahren. Metepec ist heute ein kleines Dörfchen und bestand früher lediglich aus einer Textilfabrik und den Häusern der Arbeitern. Die Fabrik wurde in ein Ferienzentrum umgebaut.
Sonntags sind wir also alle gemeinsam angereist. Wir haben viel über unsere Erfahrungen hier in unseren Familien, aber vor allem in den Einrichtungen gesprochen und haben verschiedene Dynamiken gemacht und die ein oder andere Diskussionsrunde geführt.
Mich hat vor allem fasziniert, wie nah wir Freiwilligen uns stehen. Obwohl wir uns lediglich seit einem halben Jahr kennen. Die Atmosphäre war wirklich schön und so gab es einige sehr emotionale Momente. Donnerstags nachmittags sind wir dann auch schon wieder zurückgefahren, auch diese Woche verging wie im Flug.

Freitag abends hatte ich dann die spontane Idee zelten zu gehen und so bin ich mit zwei Freunden am Samstag Nachmittag nach Tlaxcala in den Wald gefahren, wo es einen sehr schönen Zeltplatz gibt, den wir für uns alleine hatten.
Das war wirklich mal schön in einem Wald zu sein, nach so langer Zeit pure Stadt. Vor allem für ein Dorfkind wie mich :D

Am nächsten Tag haben wir dann nach dem Frühstück noch kleine Pyramiden besichtigt und waren auf dem Heimweg noch Pizzaessen.









Das letzte Wochenende bin ich mit einem Freund , der aus Mexiko-Stadt kommt, aber in Puebla arbeitet, mit dem Bus nach Mexiko-Stadt gefahren. Dort haben wir bei ihm zu Hause erst einmal mit seiner Mama gefrühstückt und haben danach das berühmte Schloss, das„Castillo de Chapueltepec“ besichtigt, das ein schönes Geschichtsmuseum beherbergt. Danach sind wir nach Coyoacan gefahren und waren in dem „Cineteca national“, einem etwas alternativem Kino und haben einen polnischen Film mit spanischem Untertitel geschaut.

Am nächsten Tag haben wir dann Marie im Stadtzentrum getroffen und haben uns das Monument der Revolution angeschaut und danach in ein etwas abgelegenes Viertel gefahren und sind dort auf ein Jazzfestival gegangen, das an diesem Tag begonnen hat. Dort haben wir dann auch Rodrigo und Alex getroffen. Wir haben noch die letzte Band zu Ende gehört und haben uns dann alle gemeinsam mit dem Auto auf den Weg zum Flughafen gemacht, um Anni, abzuholen.
Dort am Flughafen war es wirklich ein seltsamens Gefühl, weil man sich noch zu gut daran erinnern konnte, wie man selbst, erst vor kurzem, wie es mir vorkam, ankam ohne zu wissen, was einen erwartet.
Seit letztem Sonntag habe ich nun also Besuch aus Deutschland und zeige meiner Freunin mein Leben in Mexiko und genießen zusammen unsere Zeit hier :)

Fans von Rotkraut mit Kartoffelbrei :D

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So ein Glück
Liebe Helena! Dein Bericht ist so schön - und du siehst so glücklich aus. Das freut mich ganz arg!!
Ja, Kartoffelbrei und Rotkraut ist was seeehhhr leckeres und dazu noch ein Kotelett?
Wir freuen uns dich bald zu sehen und dich zu knuddeln....
Bussi Mama

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